Fisch iss!

Jeder weiß: Fisch ist lecker und gesund. Viele denken: Fisch ist nicht ganz einfach zuzubereiten. Das Gegenteil – von letzterem wohlgemerkt – zu beweisen hat sich das Team vom Blankeneser Fischhuus auf die Fahne geschrieben.

Selten habe ich einen so kryptischen Buchtitel gesehen: 180 / 20. Doch genau so heißt das Kochbuch, welches Nathalie Gideon und Andreas Patzer vom Fischhuus gemeinsam mit dem Fotografen-Paar Ingrid von Hoff und Konstantin Eulenburg in monatelanger Knochen- pardon: Grätenarbeit entwickelt haben.

Der seltsame Titel ist schnell erklärt – die Faustformel für Fisch im Ofen lautet nämlich: 180 Grad, 20 Minuten, fertig ist die Laube bzw. der Lachs. Dies empfiehlt Nathalie Gideon Kunden, die sich an das Thema Fischzubereitung herantasten und einfach mal starten wollen. Aber auch bei aufwändigeren Meeresfrüchte-Projekten gibt sie gerne kompetente Hilfestellung.

Erfahrung aus fast 100 Jahren Fischhandel

Gideon kann dabei auf einen großen Erfahrungsschatz – sowie ihren Schatz im zwischenmenschlichen Sinne –  zurückgreifen. Im Jahr 2000 übernahm sie zusammen mit ihrem Lebenspartner Andreas Patzer das Geschäft am Blankeneser Marktplatz.

Bereits seit 1924 verkauft die Familie Fisch in Blankenese. Bis zum Krieg aus einer Holzbude auf dem Marktplatz, seit nunmehr 70 Jahren ein paar Meter weiter im Laden direkt am Markt. Gideon und Patzer übernahmen das Fischhuus von “Tante Gertrud und Onkel Georg”, welche diesen wiederum in den Siebzigern von Georgs Eltern Berta und Heinrich Vespermann übergeben bekommen hatten.

Nathalie Gideon und Andreas Patzer in ihrem Laden am Markt.

Tradition ist Gideon auch in der Kundenbeziehung wichtig. So nimmt sie sich für jeden Besucher Zeit für eine ausführliche Beratung oder auch einen netten Klönschnack zwischendurch.

Herkuft und Qualität wird großgeschrieben

Jetzt heißt es: Schnell zugreifen! Denn alt wird der Fisch hier nicht.

Die Ware kommt dabei vom Hamburger Großmarkt und von einem Fischer vom Darß. Die Muscheln sind aus Dänemark und – ganz wichtig – die Nordseekrabben werden in Büsum und nicht in Afrika gepult. Auch bei der Auswahl der Forellen und Saiblinge wird auf artgerechte Züchtung und eine schadstofffreie Fütterung geachtet.

“Aale, Aale, Krabben ohne Schale. Ach, wie schön, das irische Biolachsfilet! Kinder, schneller! Es ist gleich acht, wir müssen noch die Tresenscheiben putzen.”

Aber die Kunden schätzen das Fischhuus nicht nur für die Qualität der Ware, sondern auch für die hauseigene Herstellung. So gibt es beispielsweise eine eigene Räucherei, in der geräucherter Lachs oder geräucherte Forelle produziert wird.

Der Pannfisch, der keiner ist (obwohl ihn alle essen)

Zu vielen Themen rund um den Fisch hat Gideon wissenswertes zu berichten. Wussten Sie zum Beispiel, dass in den allermeisten Restaurants in Hamburg gar nicht der “echte” Pannfisch serviert wird? (say whaaat?!?) Er ist nämlich in seiner ursprünglichen Machart in Ausprägung und Konsistenz eher mit einer spanischen Tortilla vergleichbar als mit dem vielerorts gerne kredenzten Fischmix mit Kartoffeln, schwimmend in einer Lache gelblicher Senfsoße.

Dies und ziemlich viel Meer (entschuldigen Sie den schollenplatten Wortwitz) erfahren Sie in 180 / 20, welches im Dezember im Verlag seltmann+söhne erscheint.

Doch wie kam es überhaupt zu dem Buchprojekt?

Schon öfters hatte ein befreundetes Fotografen-Paar die Fischhändler “bedrängt”, man müsse doch mal ein Kochbuch zusammen kreieren. Eines, dass zum einen tolle, einfach nachzumachende Rezepte beinhaltet und zum anderen interessante “hinter den Kulissen”-Stories bereithält.

Als Ingrid von Hoff dann eines Tages auf eigene Faust einen Fototermin festgelegte, gab es für Nathalie Gideon und Andreas Patzer kein zurück mehr. Fortan traf man sich jeden Mittwoch in der Showküche der Fotografen und kochte und fotografierte zusammen.

Fischstäbchen – in geil.

Herausgekommen ist ein Feuerwerk an leckeren Rezepten, natürlich sehr ansprechend bebildert und garniert mit witzigen und hintergründigen Stories aus dem Leben des Fischhändler-Paares. Ein absolutes Must-read! Oder um es noch dramatischer mit den Worten Reich-Ranickis zu formulieren: “Es ist ein gutes Buch.”