"Ich kann das Thema Mensch ganz gut": Wie ein Radio-Hamburg-Moderator zum Fotokünstler wurde

Ich treffe Peter Hauner im ehemaligen Haus des Malers Horst Janssen am Mühlenberger Weg. Denn dort wohnt er seit knapp einem Jahr. Zufall, wie so vieles im Leben von Hauner. Oder doch eher Teil eines roten Fadens, der sich von Station zu Station durch sein Leben zieht?

Aufgewachsen ist mein Interview-Partner im Strindbergweg. „Als diese Fläche bebaut wurde, stand dort ein Schild mit der Aufschrift: Hier entsteht eine Siedlung für geistig Schaffende“, erzählt Peter „Pete“ Hauner. Wer auch immer es dort aufgestellt hat, er hätte im Falle Hauners nicht richtiger liegen können.

Das geistige Schaffen musste jedoch anfänglich noch hintanstehen. Denn: „Ich bin gern zur Schule gegangen – war aber nicht oft da“, erzählt der Mittfünfziger mit einem Schmunzeln.

Das Abitur hat er trotzdem geschafft, danach sollte es zum Radio gehen.

Von Peter Urban vom NDR (ein Freund des früheren Englischlehrers) kam der Tipp, dass demnächst ein neuer Sender an den Start gehen würde: Radio Hamburg.

Peter Hauner: „Ich habe mit Phil Collins Tee getrunken und James Brown unter der Trockenhaube vorgezogen.“

Radio Gaga

Hauner stolperte im wahrsten Sinne des Wortes in seine neue Karriere. Als er im Sommer 1986 spontan das Gebäude des Senders in der Hamburger Innenstadt betrat (das zu der Zeit noch eine Baustelle war) rannte er als erstes die Chefsekretärin über den Haufen. Genommen wurde er dennoch.

Apropos Haufen: Die ersten Mitarbeiter von Radio Hamburg waren ein ziemlich buntgewürfelter Ebendieser – von Kiel bis München her kamen die ersten Äther-Aspiranten. Jeder durfte sich einbringen so gut er konnte. Hauner ergatterte schnell die Position des Nachtmoderators.

Hier konnte er sich so richtig austoben, spielte die Musik, die er selber mochte und startete eine Einwahl-Show mit dem vielsagenden Titel „Herz und Hauner“. Zudem war er auf bis zu 200 Konzerten pro Jahr und interviewte unzählige Stars und Sternchen. So prägte Hauner den Sender maßgeblich mit.

Das Fernsehen ruft (an)

Nach 15 Jahren beim Radio war es aber Zeit für neue Herausforderungen. Eine Bekannte rief an und fragte, ob er nicht in die Trailer-Redaktion beim NDR kommen wolle. Einziger Haken: Start sofort, am selben Tag noch. Für Hauner kein Problem, sondern glückliche Fügung.

So ging er als „Fester Freier“ (hat nichts mit dem Rotlichtmilieu zu tun!) zum Fernsehen. 2004 gründete Hauner schließlich eine eigene Filmproduktionsfirma. Diese bestand aus einer ebeneso schlagkräftigen wie trinkfesten kleinen Truppe.

Wer feiern kann, kann auch arbeiten – so heißt es ja. Und so wurde mit großem Herz und noch größerem Arbeitseifer viel für den NDR gefertigt, zudem auch Werbefilme produziert.

Bitter recht freundlich

Nach wiederum 15 Jahren war die Zeit beim bzw. mit dem NDR jedoch vorbei. Von einem Jahr auf das andere ging der Umsatz plötzlich auf 5 Prozent zurück. Da hieß es wieder: Auf zu neuen Ufern! Doch um diese zu erreichen, musste Hauner erst einmal aus dem Loch kommen, in das er nach dem Ende der Firma gefallen war.

Er nahm sich Zeit und dachte nach. „Was will ich wirklich, was reizt mich, was möchte ich die nächsten 15 Jahre tun?“ Schließlich die Antwort: Reisen und fotografieren! Beides hatte er in der Vergangenheit schon viel gemacht. 

Elvis lebt – in New Orleans.

So besucht Hauner seit Jahrzehnten mindestens einmal im Jahr Freunde, die ein kleines Hotel mitten im quirligen New Orleans betreiben. Aber auch nach Asien und Afrika zieht es ihn. Immer dabei: Seine Kamera und ein offener Blick für die Menschen vor Ort.

Nach und nach entstanden so die ersten Motivserien – und der Wunsch, diese einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Keine Panik vor Ausstellungen

In Marokko wird Gastfreundschaft noch großgeschrieben.

Mehrere Ausstellungen seiner Bilder hat Peter Hauner bis dato bereits realisiert, so z.B. im Levantehaus oder bei Von Poll in der Blankeneser Bahnhofstraße. Dabei geht Hauner die Sache tiefenentspannt an. Eine Woche vor Ausstellungseröffnung bei Von Poll zum Beispiel fällt ihm auf, dass er noch gar nicht genug Material zusammen hat: „Scheiße, ich muss ja noch Fotos machen!“

Doch: Et hätt noch immer jot jejange (wie ein Kölner sagen würde). Denn in dem Moment klingelt es an der Tür und die Nachbarstochter steht davor. 

Sie fragt, ob man nicht demnächst, wie schon einmal gemeinsam überlegt, eine Foto-Session machen könne? „Nicht demnächst“, so Hauners Antwort. „In zehn Minuten geht´s los!“ Zusammen mit der Mutter und der Tochter entsteht so spontan die Haupt-Motivserie für die bevorstehende Schau.

Langweilig wird es für Hauner auch in Zukunft sicher nicht. Im kommenden Jahr sind bereits drei weitere Ausstellungen geplant, u.a. im Rathaus Rosengarten. Und das, obwohl er sich noch gar nicht aktiv um den „Vertrieb“ gekümmert hat. Dafür hat er aber bereits eine spannende Idee für seine nächste Motivserie.

In der Wanne von Horst

Küssen verboten – diese Muse ist erst 15.

Womit wir wieder bei Horst Janssen wären. Denn im Rahmen des nächsten Projektes mit dem Namen „In der Wanne von Horst“ will Hauner Persönlichkeiten in der Ex-Badewanne des Ex-und-hopp-Malerfürsten fotografieren.

„Nackig oder angezogen?“, frage ich nach. Das bleibt jedem selbst überlassen. Udo Lindenberg zum Beispiel könnte man sich ohne Hut, Sonnenbrille und Zigarre ja gar nicht vorstellen.

Auch in Horst Janssens Badewanne nicht.

 

Weitere Infos auf der Website von Peter Hauner.